Martin Möll
"streetcorner angles"
Vernissage: Freitag 25. November 2011 18 Uhr
Öffnungszeiten: Samstag 26. November 13-18 Uhr
Sonntag 27. November 13-18 Uhr
gepard14 Schützenstrasse 14 3097 Liebefeld
"industrial scape"
Vernissage: Samstag 26. November 2011 18 Uhr
Im Foyer der Vidmarhallen
Könizstrasse 161 3097 Liebefeld
Sie und Ihre Freunde sind herzlich eingeladen!
Martin Möll – streetcorner angles
gepard14
Was Walter Benjamin über Gebäude sagte, nämlich, dass sie durch ihren Gebrauch und genauso über ihre Wahrnehmung rezipiert werden, das trifft wohl noch in gesteigertem Mass für die Stadt zu – einer Ansammlung von Gebäuden und mehr: Verkehrslinien, Orte, Plätze, Gebäude, Räume und schliesslich Menschen. Das Eine ist nicht ohne das Andere zu denken; keine Stadt ohne den Verkehr, der sie prägt, die Orte, die sie formen und die Menschen, die sie benutzen. In unserem alltäglichen Leben in und mit der Stadt rezipieren wir diese oberflächlich und unbewusst: Wir spüren die Unebenheit des Kopfsteinpflasters, die Kühle der Sitzbank aus Metall, die Dunkelheit einer Gasse.
Martin Möll durchstreift mit offenen Augen und wachem Geist die Stadt. Für seine Ausstellung bei gepard14 zog er durch die nähere und weitere Nachbarschaft des Ausstellungsraums. Die Spuren seiner Gänge trägt er im Ausstellungsraum zusammen und präsentiert hier nicht eine spezifische Stadt oder eine utopische, vielmehr zeigt er eine fiktive, aber mögliche Stadt, vielleicht auch nur das Gefühl einer Stadt. Eine Stadt als enormem Pool an Potentialitäten, die sich in jedwede Richtung verflechten können – zu neuen Formen oder Geschichten.
Das Projekt wird unterstützt durch:
Fredi&Regula Lienhard Stiftung¦Teufen
Martin Möll – streetcorner angles
Was Walter Benjamin über Gebäude sagte, nämlich, dass sie durch ihren Gebrauch und genauso über ihre Wahrnehmung rezipiert werden, das trifft wohl noch in gesteigertem Mass auf die Stadt zu – einer Ansammlung von Gebäuden und mehr: Verkehrslinien, Orte, Plätze, Gebäude, Räume und schliesslich Menschen. Das Eine ist nicht ohne das Andere zu denken; keine Stadt ohne den Verkehr, der sie prägt, die Orte, die sie formen und die Menschen, die sie benutzen.
Martin Möll durchstreift mit offenen Augen und wachem Geist diese Orte und die Stadt, sei es Paris oder das Berner Liebefeld. Die Orte und vor allem die Spuren der Bewohner und Passanten trägt Martin Möll ins Atelier und schliesslich in den Ausstellungsraum. Ein Geflecht an Linien hat er durchschritten, dessen virtuelle Essenz nun auf dem Boden ausgebreitet liegt. Es sind die ausgeschnittenen Strassenlinien von Stadtkarten, die scheinbar über die Fensterfront des gepard14-Raums von Aussen – von der Stadt, vom Quartier – eingedrungen sind. Diese Essenz, die reinen Linien, die für das Schreiten und für die Blickachsen gleichzeitig stehen, wirft nun ihren Schatten auf die Wände, an denen Martin Möll seine Spurensuche enthüllt.
Auch hier gleiten die Blicke in alle Richtungen und die Achsen ändern sich stets, so, als wären wir immer noch draussen in den Strassen und allen Sinneseindrücken ausgesetzt. Sehr direkt hat Martin Möll Spuren gesammelt: An erster Stelle Fundstücke wie die Bruchstücke von Armierungseisen oder dem Altpapier. 257 Bündel sammelte er in Liebefeld und Köniz und stapelte sie zu einem Block, zu einer massiven Mauer, einem Hindernis vielleicht und vor allem einem kubischen Volumen, das uns an all die kleinen Zeitungsstapelchen der recyclierfreudigen Schweizer Bürger an unseren Strassen erinnert. Darüber schwebt die Sonne: «sun» nennt Martin Möll den Abzug eines überfahrenen Negativs, das nun die Spuren seiner nächsten Umgebung für alle Zeiten aufgenommen und eingebrannt hat. Die Fotografie zeigt eine zweite Art der Spurengewinnung: Negative, im belichteten oder unbelichteten Zustand, liess Martin Möll von Autos überfahren. Beim Erstellen eines Abzugs zeigen sich die hinterlassenen Spuren. Wie bei «sun» wird etwa die Schrift eines Gullydeckels festgehalten. In ähnlicher Weise fertigte der Künstler Kohleabdrücke, auf denen ebenso Autos aus Liebefeld ihre «Eindrücke» hinterlassen haben. Auch die Fotogramme sind unmittelbare Spurenspeicher: Aus einer ehemaligen Versuchsanstalt in der Nachbarschaft belichtete Martin Möll Objekte (ein Vorhang, eine Luftpolsterfolie) direkt auf Fotopapier. Auf den Fotogrammen sind die Objekte nur noch andeutungsweise, geisterhaft sichtbar. Sie könnten jeden Moment vollkommen verschwinden.
Neben diesen ganz konkreten Spuren zeigt Martin Möll in drei Fotografien unter dem Titel «slogan» die Ansichten auf veränderte SVP-Plakate. Sie offenbaren einerseits wie eine Stadt lebt und wahrgenommen wird, andererseits präsentiert er diese Ansichten in kleinem Format und schlichtem Schwarzweiss: All das Laute, Plakative, Vereinfachte der Originalplakate in Form und Inhalt ist aufgehoben.
Noch einen Schritt deutlicher wird Martin Möll in den Zeichnungen «in the street»: Die Stadt wird zur Bühne für «riots» und Demonstrationen. Aber die Bühne bleibt ausgespart und dennoch präsent.
So bietet uns Martin Möll nicht das Bild – die Eindrücke – einer spezifischen Stadt oder einer utopischen, vielmehr entwickelt er eine fiktive, aber mögliche Stadt, vielleicht auch nur das Gefühl einer Stadt. Eine Stadt als enormem Pool an Potentialitäten, die sich in jedwede Richtung verflechten können – zu neuen Formen oder Geschichten.
Dominik Imhof
Franziska Ewald
"Auf der Suche nach der Zeit"
Vernissage: 9.September 2011 18 Uhr
Öffnungszeiten: 10./11.September 16-20 Uhr
Sie und Ihre Freunde sind herzlich eingeladen!
Franziska Ewald – Auf der Suche nach der Zeit
«Wo bleibt die Zeit?» fragt sich die Malerei seit Jahrhunderten. Die Malerei als Medium des Moments und der zweidimensionalen Fläche, hat sich immer schwer getan mit der Darstellung der Zeit, und trotzdem haben Maler und Malerinnen stets versucht, Zeit abzubilden oder ihren Werken Zeitlichkeit zu verleihen. Franziska Ewald geht in ihrer Ausstellung bei gepard14 auf die Suche nach der Zeit und entführt den Betrachter in genauso stimmungsvolle wie vergängliche Momente.
Franziska Ewalds Alltagsszenen haben nichts Spektakuläres. Meist malt sie nach Fotografien, die sie jedoch selten eins zu eins übernimmt. Vielmehr löst sie die Motive aus ihrem Umfeld und gibt ihnen damit einen überindividuellen Charakter. Eine Szene mit am Strand spielenden Knaben könnte sich fast überall abspielen. Der Ort bleibt vage. Auch das Mädchen mit der Krone scheinen wir zu kennen. Franziska Ewalds Bilder rufen Erinnerungen hervor, zeigen uns scheinbar Bekanntes oder gar Erlebtes. Szenen, die im kollektiven Gedächtnis oder Erinnerungsschatz unserer Gesellschaft irgendwo gespeichert sind. In der Alltäglichkeit und Unbestimmtheit ihrer Gemälde evoziert Franziska Ewald eine bezaubernde Melancholie der Vergänglichkeit, der verschwindenden Erinnerungen.
Dominik Imhof
Franziska Ewald – Auf der Suche nach der Zeit
«Wo bleibt die Zeit?» fragt sich die Malerei seit Jahrhunderten. Sie hat sich als Medium des Moments und der zweidimensionalen Fläche immer schwer getan mit der Darstellung von Zeit und Zeitlichkeit, und trotzdem haben Maler und Malerinnen stets versucht, Zeit abzubilden oder ihren Werken Zeitlichkeit zu verleihen. Franziska Ewald geht in ihrer Ausstellung bei gepard14 auf die Suche nach der Zeit und entführt den Betrachter in genauso stimmungsvolle wie vergängliche Momente.
Den Auftakt der Ausstellung macht eine Gruppe von stillen Pflanzenbildern. In frostiger Winterkälte erscheinen hier Hagebutten, Mais oder die Zweige eines Apfelbaums in scheinbar leblosem Stillstand. Man glaubt die Ruhe und klirrende Kälte zu spüren und gleichzeitig wissen wir, dass wir nur auf einen Moment im steten Kreislauf der Natur blicken. Vielleicht in wenigen Tagen oder Monaten werden diese Pflanzen aufblühen und Früchte tragen. Wenn in diesen Werken die Dinge noch lebend in winterlicher, vorübergehender Starre ruhen, so ist die «nature morte» in «Nachsaison» wörtlich zu verstehen. Verblühende Tulpen in leuchtendem Gelb sind hier in einer kühl, gläsern spiegelnden Umgebung dargestellt. Keine andere Gattung der Malerei ist so intensiv und direkt mit dem Fliessen der Zeit verbunden wie das Stillleben. Seit seiner Entstehung ist dieses Genre kaum trennbar von Begriffen wie «Memento mori» und «Vanitas». Die Üppigkeit des Alltags – auserlesene Blumen oder köstliche Speisen – verweist auf die Flüchtigkeit alles Irdischen.
Mit den Figurenbildern des Hauptraums verwebt uns Franziska Ewald noch viel mehr im Netz der Zeit, was im Zitat von Jorge Luis Borges angetönt wird: Wir sind untrennbar mit der Zeit und ihrem Fliessen verkettet. Nicht mehr die Vergänglichkeit steht im Fokus, vielmehr sind es die Relationen zwischen Vergangenheit und Gegenwart anhand von Erinnerungen. Die Szene der am Strand spielenden Knaben in «die Verhandlung» könnte sich fast überall abspielen. Der Ort bleibt vage. Losgelöst aus ihrem Umfeld erhalten die Motive einen überindividuellen Charakter. Auch das Mädchen mit der Krone, das sich nichts sehnlicher wünscht, als Königin zu sein, scheinen wir zu kennen. Gleichzeitig wissen wir (als Erwachsene), dass wir eben nicht Königin oder Astronaut geworden sind. Die Ballettstunde und der Hausbau im Sandkasten zeigen ebenfalls diese typischen Momente der Kindheit. In ihrer beinahe monochromen Malerei betont Franziska Ewald diesen Moment des Erinnerns, dass unscharf, verschwommen und in weiter Ferne erscheint.
In Prousts «Auf der Suche nach der verlorenen Zeit» ist es der Geschmack einer Madeleine, die den Protagonisten von Glücksgefühlen überwältigt auf eine Kopfreise zurück in seine Kindheit führt. Eine Suche nach dem verborgenen Raum, indem die Zeit stillsteht und damit die Suche nach einem Hauch von Unsterblichkeit, indem man in Erinnerungen schwelgend die Gegenwart vergisst. Ähnliche Stimulatoren sind Franziska Ewalds Bilder, die ebenso Erinnerungen und Assoziationen erzeugen. Sie zeigen uns scheinbar Bekanntes und Erlebtes. Szenen, die im kollektiven Erinnerungsschatz unserer Gesellschaft irgendwo gespeichert sind. In der Alltäglichkeit und Unbestimmtheit ihrer Gemälde evoziert Franziska Ewald eine bezaubernde Melancholie der Vergänglichkeit, der verschwindenden Erinnerungen.
Dominik Imhof
Installation von Andre Willi und Margrit Rieben
(...) Wasser - Vom Himmel kommt es - Zum Himmel steigt es - Und wieder nieder zur Erde muss es - Ewig wechselnd - Seele des Menschen, wie gleichst du dem Wasser (...) Goethe
Vernissage mit Performance Freitag 24. Juni 2011 18 Uhr
Andre Willi Malerei und Installation
Margrit Rieben Sounds
Georg Buess Geschmacks-Häppchen
Öffnungszeiten der Ausstellung Samstag 25. Juni 16-20 Uhr
Sonntag 26. Juni 16-20 Uhr
“∞“ – Unendlich
Andre Willi, Margrit Rieben, Georg Buess
Die Beobachtung eines Wasserfalls inspirierte den Künstler Andre Willi zum aktuellen Projekt bei gepard14. Unendlich scheinen die Wassermassen hinunterzustürzen. Die stete Bewegung des Wassers und sein rhythmisches Tosen und Rauschen wurden zu einem Bild der Unendlichkeit. Ein Reigen, der ewig andauern könnte. Unendlichkeit, die wir höchstens beim Betrachten von unermesslich weiten Landschaften begreifen können und Ewigkeit, die noch weniger zu fassen ist, sind Begriffe, die Andre Willi auf bildnerische Weise hinterfragt und untersucht. Wie lässt sich diese Idee der Unendlichkeit oder der Ewigkeit fassen und darstellen? Wie kann dieses ewige Fliessen zu einem Stillstand gebracht werden, der es erlaubt, einen Blick darauf zu werfen?
Aus dieser ersten Idee entwickelte sich eine Zusammenarbeit mit der Musikerin Margrit Rieben und dem Koch Georg Buess. Die Offenheit, die Grenzen ihres jeweiligen Metiers zu überschreiten und spartenübergreifende Experimente einzugehen, verbindet die drei Kunstschaffenden.
Andre Willi arbeitete bereits mehrmals mit Tänzerinnen und verschiedenen Musikern zusammen. Einem Seismographen nicht ganz unähnlich zeichnet Andre Willi subtil auf, was er wahrnimmt – seien es die Klänge von Musik oder das Rauschen von Wasser. Wie ein Kalligraph malt er mit dem Pinsel Linien, die Bewegung und Klang in visuelle Spuren übersetzen. Die Gemälde in den Vorräumen von gepard14 sind Zeugnis der Beschäftigung mit Musik von Arvo Pärt, Mikołaj Górecki oder Pēteris Vasks oder zeigen wie Andre Willi sich mit den Rhythmen der Wasseroberfläche auseinandersetzte, den Spiegelungen, dem Spiel des Lichtes und den vielfältigen Farben. Im Hauptraum zeigt ein Aquarium im scharfen Licht eines Scheinwerfers all diese Qualitäten des Wassers.
Zu diesen visuellen Spuren von Andre Willi mischen sich die «Klangerzeuger» der Musikerin Margrit Rieben. Als Jazzschlagzeugerin ausgebildet, hat sie längst die vorgezeichneten Pfade verlassen und interessiert sich nicht nur für alle Arten von Klangerzeugern, sondern auch für verschiedenste Medien der bildenden Kunst sowie Kooperationen in den Sparten Tanz, Performance, Theater oder Literatur. Den Fluss des Wassers hält sie in Klängen fest, indem Wassertropfen auf ihre Trommeln fallen. Während der Performance zur Vernissage begleitet und führt Margrit Rieben mit ihren Klängen gewissermassen Andre Willis Hand.
Zur Vernissage gesellt sich zu den beiden Kunstschaffenden Georg Buess hinzu. Seit rund vierzig Jahren ist er als Koch tätig und war bereits bei mehreren Gelegenheiten an Kunst- und Performance-Projekten beteiligt. Mit süssen, sauren, scharfen, bitteren und salzigen Häppchen aus den feinsten Zutaten wird er den Gaumen zum Tanzen bringen und seine eigene Kunst sprechen lassen. Somit werden mindesten vier der fünf menschlichen Sinne an der Performance gekitzelt: Sehen, Hören, Riechen und Schmecken.
Dominik Imhof
gepard14 24.-26.6.2011
∞ – Andre Willi und Margrit Rieben
Unendlich ist der Kreislauf des Wassers: Als Regen fällt es auf die Erde,
steigt verdunstend wieder auf und fällt wieder als Regen.
Dazwischen spendet das Wasser nichts weniger als Leben. Dieser ewige Fluss
ist die Inspirationsquelle für eine Installation von Andre Willi und Margrit Rieben.
Mit ihr versuchen die Kunstschaffenden, einen Moment des Stillstands in
dieses Fliessen zu bringen. Einen Stillstand, der uns Betrachtenden erlaubt,
einen flüchtigen Blick auf dieses Unendliche zu erhaschen.
Andre Willi hält mit dem Pinsel den steten Fluss des Wassers und dessen vielfältige
Spiegelungen fest. Seine abstrakten Malereien verbindet er mit installativen
Arrangements, in welche sich die «Klangerzeuger» der Musikerin Margrit Rieben mischen.
Zur Vernissage werden Andre Willi und Margrit Rieben gemeinsam mit Georg Buess
eine Performance aufführen, bei der fast alle Sinne angesprochen werden.
Dominik Imhof
Geleitet durch die Frage, wie ein Blick in die Ewigkeit möglich wäre und ob
sie im Raum darstellbar sein könnte, werden während zwei Monaten visuelle und
akustische Experimente durchgeführt.
Als Mittler zur Ewigkeit soll das Wasser dienen.
Ist es möglich, den (ewigen) Kreislauf des Wassers genauer betrachten zu können? Gibt es einen Weg, die Unfassbarkeit der "Ewigkeit" doch fassen zu können? Kann er beschritten werden?
Die Resultate werden zur Eröffnung in einer Rauminstallation dargestellt.
Während der Performance wird der Versuch unternommen, den Fluss des Wassers
anzuhalten - um in der "Unendlichkeit zu baden" und in solchem Zustand,
im Wechselspiel mit Klängen die Stimmung seismografisch mit Tusche und Farbe
aufzuzeichnen- die Stimmung erfahrbar zu machen.
Andre Willi
Andrea Nyffeler
and Friends...
Renée Magaña, Michaela Cerullo, Franz Roth
Lucyenne Hälg, Marco Giacomoni, Annette Maïga
Claudio Cotting, Annina Arquint, Luciano Andreani
Jerry Hänggli, Franziska Ewald, Cosimo Gritsch
Vernissage: 1. April 2011 18 Uhr
Öffnungszeiten: 2. April 16-20Uhr
3. April 16-20Uhr
Welcome!
Der Arbeitsalltag von Künstlerinnen und Künstlern ist einsam. Tagtäglich müht man sich im eigenen Atelier im Angesicht seiner – noch – leeren Leinwände ab, im Stillen und Abgeschiedenen. So will es der etwas romantische und in die Jahre gekommene Mythos des einsamen Künstlergenies. Nur in der Einsamkeit kann Inspiration Künstler heimsuchen und nur dort kann ernsthafte Kunst entstehen. Denn der Kunstschaffende ist ein Aussenseiter der Gesellschaft, muss es ja sein, wenn er wahre Kunst schaffen will – also etwas Besonderes schaffen will. So veraltet diese Vorstellung scheint, so findet sie doch eine Entsprechung in der Alltäglichkeit der Kunstszene. Viele Künstlerinnen und Künstler beklagen die fehlende Möglichkeit zum Austausch, gerade unter ihresgleichen, und vermissen ein funktionierendes Netzwerk für Input und Feedback.
Die Malerin Andrea Nyffeler nimmt ihren zweimonatigen Aufenthalt im Atelier/Kunstraum gepard14 zum Anlass, nicht nur dort zu arbeiten, sondern dort Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Sie lud verschiedene Kunstschaffende ein, sie im Atelier zu besuchen, vor Ort mitzuwirken oder ein Werk für die folgende Ausstellung zu bringen.
Schliesslich soll Anfang April eine spannende und attraktive Ausstellung präsentiert werden, mit Werken von Andrea Nyffeler, ihren Gästen wie auch gemeinschaftlich während der zwei Monate entstandenen Arbeiten.
Kunst entsteht im Kunstraum -
alles was im Kunstraum entsteht ist Kunst
Vernissage: 21. Januar 2011 18 Uhr
Öffnungszeizen: 22./23./28./29./30. Januar 16-20 Uhr
Seit drei Jahren bietet der Kunstraum gepard14 einen besonderen Rahmen für Ausstellungen und Veranstaltungen. Es werden nicht nur wie im üblichen Kunstraum Ausstellungen präsentiert, vielmehr war der Entstehungsprozess der Kunstwerke von Beginn an im Konzept von gepard14 miteinbezogen: Ausgewählte Kunstschaffende erhalten die Möglichkeit, während zwei Monaten den Raum als Atelier zu nutzen und im Anschluss die dort in dieser Zeit geschaffenen Werke zu präsentieren. Das eigene Atelier soll verlassen werden und so der Kopf frei werden für ein unbelastetes Arbeiten in neuer Umgebung. Über zwei Jahre hinweg nutzten unterschiedlichste Künstlertemperamente den Ort zum Arbeiten und dem Ausstellen von frisch entstandenen, noch unverbrauchten Werken. Damit ist auch gleichzeitig einem experimentierfreudigen Schaffen Tür und Tor geöffnet.
Dieses Konzept wird mit der aktuellen Ausstellung konsequent weitergeführt. Wo bisher einzelne Kunstschaffende wirkten, im Stillen, ganz für sich, da arbeiteten nun zwölf Künstlerinnen und Künstler gemeinsam an einem Werk. Dass dabei überhaupt ein Werk entsteht, war keine konzeptuelle Vorgabe. Der Arbeitsprozess in der Gruppe stand im Vordergrund. Zwölf Künstlerindividuen, die sich für eine bestimmte Zeit mithilfe bestimmter Regeln einem Prozess mit dem Endziel einer Ausstellung aussetzen. Die erwähnten Regeln beschränkten sich auf eine einzige: Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer musste einen 100 Liter Sack mit Materialien mitbringen und keine weiteren Materialien oder Werkzeuge durften zusätzlich verwendet werden.
Während drei Monaten arbeiteten einzelne Kunstschaffende oder mehrere Teilnehmer gleichzeitig mit den vorhandenen Materialien (Holzlatten, Styropor, Papier, Möbelfragmente, Plastik, Pappteller usw.). Was der Eine aufbaute, malte oder installierte, konnte durchaus am nächsten Tag von einem anderen Gruppenmitglied wieder verändert oder gar zerstört werden. Performative Einlagen fanden – auch ohne Publikum – statt, nur beobachtet von einer Fotokamera, die in einem Intervall von zwei Minuten den Raum ablichtete. Die Materialien wurden ausgeleert, geordnet, verbunden, bemalt und verbaut; dann wieder entfernt, verpackt und eingeschweisst oder etwa neu im Raum arrangiert.
Das Projektkonzept birgt einen hohen Grad an Reflexivität in sich und bietet Raum für einen vielfältigen Diskurs: Da werden etwa die gängigen Regeln der Kunstproduktion und -distribution infrage gestellt. Oder die Autorschaft des Werkes durch die zahlreichen Eingriffe verschiedener Personen verwischt. Der Mythos des einsam in seinem Atelier schaffenden Künstlergenies wird aufgehoben. Daneben lassen sich Bezüge zur Kunstgeschichte ziehen, angefangen bei den Künstlerwerkstätten der Renaissance und des Barock bis hin zu Andy Warhols «Factory». Jedoch wird im gepard14 das «Endprodukt», das Kunstwerk, durch die prozessorientierte Art und Weise des «Teamwork» zur Nebensache.
Die beteiligten Künstlerinnen und Künstler waren:
Luciano Andreani, Meinrad Feuchter, Christine Freudiger, Bernhard Gerber, Yvonne Giger, Marco Giacomoni, Dino Rigoli, Verena Schwab, Bruno Sommer, Eva Styner, Michael Sutter, florolf
Dominik Imhof