Performancefestival gepard14
26.10.
Markus Hensler
Nino Baumgartner
Katharina Vogel
2.11.
Markus Hensler
Caroline Schenk
9.11.
Franziska Bieri & Beatrice Madach
Gisela Hochuli
Markus Hensler
Bar ab 18 Uhr
Performances ab 19 Uhr
Ausgehend vom Konzept von gepard14, das künstlerischen Freiraum bietet um experimentelles Schaffen zu präsentieren, entstand die Idee eines Performance Festivals.
Die eingeladenen PerformerInnen agieren mit der Flüchtigkeit ihres Mediums im begrenzten Raum und treten an drei Abenden in einen offenen Dialog mit dem Publikum.
Einladung als PDF
Bildergalerie
Wer hat an der Uhr gedreht?
Patrik Marcet
John Wolf Brennan
Patricia Büttiker
Carl Leyel
Vernissage am Freitag, 21. September 2018, 18 Uhr
Einführung von Miryam Abebe
18:30 «U[h]rMusik – die andere Zeit»
von John Wolf Brennan
Öffnungszeiten:
Samstag, 22. September, 15 bis 18 Uhr
Sonntag, 23. September, 15 bis 18 Uhr
Samstag, 29. September, 15 bis 18 Uhr
Sonntag, 30. September, 15 bis 18 Uhr
Wer hat an der Uhr gedreht?
Aus dem Nachlass seiner Familie erwarb Patrik Marcet eine umfangreiche Sammlung an Fotografien, Reisedias und Familienalben. Vereinzelt reichen die Bilder bis zu den Anfängen der Fotografie zurück. Alles wurde in Briefumschlägen, Metall- oder Pappschachteln, in grossen und kleinen Alben gesammelt. Es fanden sich Reisepässe, Schriftstücke und einiges mehr, was man damals als aufbewahrungswürdig hielt, um der Familiengeschichte eine Ordnung zu geben.
Um die Bilder und Alben aus dem familiären Rahmen herauszulösen und sie einer allgemeinen Lesart zugänglich zu machen, hat Patrik Marcet drei weitere Kulturschaffende eingeladen, mit dem Archiv zu arbeiten. Durch die Zusammenarbeit entsteht eine künstlerische Transformation, die einen neuen Blick auf das Archiv eröffnet.
Mit seiner Arbeit «Untitled (May)» thematisiert Carl Leyel die Beziehungen zwischen Figuration und Abstraktion, aber auch zwischen Fotografie und Malerei. Was zeigt eine Fotografie, was ein Gemälde? Einer Fotografie aus den 70er Jahren stellt er fünf einfarbige Ölbilder gegenüber. Die Bilder nehmen die Stimmung der Fotografie auf und erzeugen einen Farbklang im Raum.
Patricia Büttiker hat aus dem Archiv Fotos aus den 30er und 40er Jahren ausgewählt und sie mit Stichworten versehen. Die Stichworte rufen Erinnerungen wach, die mit wenigen Worten in fragmentarischen Geschichten erzählt werden. Die Arbeit «Kindheit gibt es nur im Singular» verweist darauf, dass individuelle Erinnerungen auch einen kollektiven Charakter haben können.
«Musik ist die Kunstform der Zeit. Ein Ton erklingt und verklingt in einem zeitlichen Rahmen. Vielleicht war er schon immer da, und wir haben ihn einfach überhört? Und vielleicht klingt er tief unter der Oberfläche noch lange weiter, nachdem wir unsere Aufmerksamkeit andern Dingen zugewendet haben? So gesehen, sind Musiker Hersteller von Gegenwart, taktvoll und manchmal auch ganz taktlos. U[h]rmusik aus dem Urmeer der Klänge, die sich mit der Reibungsfläche des Metronoms verdichten zu kaum merklichen Phasenverschiebungen und überraschenden Kontrapunkten zu den ausgestellten Bildern.» (John Wolf Brennan)
Patrik Marcet zeigt eine Auswahl der vielen Diapositive, die sein Onkel als Wissenschaftler auf seinen Reisen durch Südostasien, Afrika, und Amerika vor gut fünfzig Jahren gemacht hat. Als Dendrologe standen oft Bäume, Wälder und Urwälder im Fokus seiner Aufmerksamkeit. Patrik Marcet hat dieses Material in verschiedenen Etappen gesichtet, wobei er sich auch eines Stereomikroskops behalf, um Details und Ausschnitte besser erkennen zu können. So wurde dieses Sichten und Ordnen immer mehr zu einer visuellen Erfahrung, die letztlich zu seiner eigenen Reise wurde.
Texte:
Patrik Marcet
John Wolf Brennan
Patricia Büttiker
Carl Leyel
Wer hat an der Uhr gedreht?
Aufhänger dieser Ausstellung ist eine Sammlung von Fotografien, Reisedias und Familienalben aus einem Nachlass von Patrik Marcet. In unzähligen Briefumschlägen, Metall- und Pappschachteln wurden Reisepässe, wissenschaftliche Aufzeichnungen und Fotografien gesammelt. Wissenschaftliche Notizen des Baumforschers Enrique Marcet – der scheinbar unerreichbare Onkel, der es geschafft hat, als Forscher die Welt zu bereisen.
Beim Sichten der Bilder wurden Erinnerungen an gemeinsame Familienabende mit Diaprojektionen geweckt. Nicht die Summe der Bilder – vielmehr hat es ein bestimmtes Bild geschafft, Erinnerungen zu wecken und die Momente Revue passieren zu lassen. Gleichzeitig kam der Wunsch auf, die Sammlung zu öffnen, um neue Sichtweisen zu bekommen, eine Antwort zu finden, was mit all den Fotografien und Schriftstücken zu tun ist, um die persönliche Betroffenheit aufzubrechen. Einen kleinen Einblick davon gibt diese Ausstellung – Patrik Marcet hat drei befreundete Kunstschaffende Patricia Büttiker, Carl Leyel und John Wolf Brennan eingeladen, mit dem Archiv zu arbeiten. Diese Einladung und das Sichtbarmachen dieses Familienarchivs hat dazu beigetragen, dass Beteiligte andere Projekte ruhen lassen konnten und sich mit anderen Erinnerungen und Bildern auseinander setzen konnten – sich auch zu fragen, wer wohl an der Uhr gedreht hat.
Patrik Marcet konzentriert sich auf die Bilder des eigentlichen Grundes der Reisen seines Onkels, der als Dendrologe – Baumforscher Südostasien, Afrika und Amerika – oft in Begleitung seiner Ehefrau Erika – bereiste. Mit Hilfe eines Stereomikroskops konnte er sich ganz auf die Bilder fokussieren und über die Sorgfalt der Aufnahmen staunen. Der tiefe Einblick in die Bildwelt seines Onkels verschafft eine ungeahnte Intimität im Augenblick des Betrachtens. Mit der Art und Weise der installativen Präsentation lässt es die Betrachtenden an ein Blätterdach, an Palmenrinden erinnern und vielleicht sogar an die letzte Reise durch Südostasien, Afrika und Amerika.
Patricia Büttiker hat sich vor allem der alten Familienalben bedient und einzelne Bilder – mit immer den gleichen Familienmitgliedern – ausgewählt und sie mit Stichworten versehen. Daraus ist die Arbeit «Kindheit gibt es nur im Singular» entstanden. Mit wenigen Worten entstehen fragmentarische Geschichten. Das Singular deutet auf individuelle Erinnerungen hin, die auch einen kollektiven Charakter haben können, sei es das Spiel im Wald oder die Reise mit dem Auto durch einen Tunnel. Vielleicht erinnert man sich an die Spielereien im Auto, wie man die Langeweile auf lange Fahrten vertrieben hat – man winkt den überholenden oder hinterher fahrenden Autos zu und streckt ihnen die Zunge raus, wenn sie nicht reagieren – vielleicht taucht man zugleich in die Musik ein, die im Auto lief, damit die lange Fahrt ans Meer ertragbar wird oder in die Musik der Cantautori in der Lieblingsosteria oder die Flamencorhythmen mitten auf dem Dorfplatz.
Vielleicht sind es auch die Klänge der Chansons, die überall aus den Lautsprechern schallen. Bilder und Worte helfen sich zu erinnern – vielmehr sind es Trigger, die uns Filme vor dem inneren Auge abspielen lassen, uns vielleicht auch den Rhythmus der Zeit, der vergangenen Zeit in die Hüfte, ins Herz zurückbringen. Möglicherweise haben wir die Klänge lange nicht mehr gehört und dennoch bringen sie uns zu Erinnerungen zurück. Manchmal leise und taktvoll, manchmal laut und manchmal auch taktlos. Genau solche Momente, Bilder von Situationen, weckt John Wolf Brennan mit seiner U(h)rmusik aus dem Bilder- und Klangmeer. Alle, die wir einmal Musikunterricht hatten, kennen es – das Metronom. Vielleicht hat es uns zum Wahnsinn getrieben, weil es immer recht hatte. Reibungsfläche mit ihm gab es genug. Mit seinem steten Tempo verdichtet es kaum merklich die Phasenverschiebungen – weil es mit seinem Takt recht hat – und überrascht mit seinen Kontrapunkten.
Carl Leyel lässt sich von der Stimmung einer Farbfotografie – ein Portal, das in einen friedlichen, stillen und wohl auch menschenleeren Garten führt – inspirieren und nimmt diese in seiner Arbeit auf und thematisiert die Beziehung zwischen Figuration und Abstraktion. Gleiches Format, zwei quer, drei hoch und doch ganz verschieden in ihren Farben – mauve, grün, blau, rosa und grau. Im Gegensatz zur Fotografie stellen sie – eigentlich – nichts dar und doch hat jedes für sich eine leise Sprache und lässt den Betrachter/die Betrachterin eine Stimmung spüren. Berührt mich die Fotografie? Die Farbe eines jeden Bildes? Die Fotografie weckt möglicherweise Erinnerungen an den Garten der Grosseltern, einer Schulfreundin, das Ölbild hingegen regt die Gedanken, die Träume von heute an.
Text: Miryam Abebe
Bildergalerie
Franziska Lauber
"Von Zeichen"
Vernissage: Donnerstag 9. August 2018 18 Uhr
Einführung durch Gabriella Disler,
Bidende Künstlerin MA aus Basel
Öffnungszeiten:
Freitag 10. August 16-18 Uhr
Sonntag 12. August 16-18 Uhr
Die Künstlerin im Gespräch mit Eric Maeder,
Philosoph und Ethiker aus Genf
Im gepard14 vereint Franziska Lauber ihre Forschungsgebiete der Mensch-Tier-Beziehung und urbane Räumlichkeiten.
Was braucht die hypermoderne Gesellschaft um die Bewegungen und Bedürfnisse der Menschen im städtischen Umfeld zu organisieren? Den Objekten wohnt meist eine strenge Form inne, um leicht und schnell bei den erhöhten Tempi der Menschen lesbar zu sein. Die entstandenen Zeichnungen im Quartier des gepard14, sind leicht/verspielt und stellen mit ihren organischen Formen neue Verbindungen her. Ihre Zeichnungen besitzen die Fähigkeit, unsere sensiblen urbanen Erfahrungen differenziert wahrzunehmen, zu übersetzen, zu offenbaren und zu enthüllen.
Die Installationen erweitern den Raum der Zeichnungen und verbinden sie thematisch mit dem Mensch-Tier-Thema.
Einladung als PDF
VON ZEICHEN
Franziska Lauber gepard14. 10. August bis 12. August 2018
worte wählen und wieviele - im unmittelbaren unvorhersehenden
eine annäherung an die werke von Franziska Lauber
willkommen geheissen werden wir von zeichnungen, neben sich anlehnenden filigranen
objekten im eingang, der wie eine passage durch einen angrenzenden raum in einen
arbeitsraum der künstlerin - der vergangenen wochen – führt.
wir treten ein, der blick weitet sich. die augen sind frei, frei sich zu bewegen. sie reihen bild an bild, wie in einem film. ecken, fenster, raumstrukturen die zuweilen den blick verstellen, ihn umlenken – lassen die zeichen wiederholt in andere dimensionen kippen - jede zeichnung ein neuland – ein indirektes bild der zeit
je nachdem wie nah oder wie entfernt wir uns bewegen
justieren, verorten wir uns aufs neue
über zeiten hinweg zu morgen,
ins gestern doch gar heute
die zeit zusammengehalten durch präzise gesetzte, lesbar zeichen entsteht durch das vorher und nachher der bewegung. das zeit-bild befreit sie aus ihrer abhängigkeit davon, doch die zeit hebt das bewegungs-bild nicht auf.
VON ZEICHEN entstand in der auseinandersetzung mit den diversen von menschenhand
hervorgebrachten konstruktionen im quartier. durch festhalten der visuellen eindrücke in zeichnerischen momentaufnahmen in diesem erweiterten arbeitraum der künstlerin. über unsren köpfen leitungen, kabel, linien am horizont stossen wir unterwegs auf absperrungen, sehen schilder, hinweise die den öffentlichen raum ordnen und organisieren.
da ist wiederholung, sie steht als übertragung für die kaum fassbare komplexität unseres hypermodernen schnellen lebensraumes. ein raum, den es immer wieder neu auszurichten gilt. so entstehen flüchtige situative urbane landschaften, es sind scheinbar einfache momente die unserer gewohnte wahrnehmung des beiläufigen und erwarteten auf die probe stellen.
die zeichnungen spielen mit einer spannung von bekanntem und fremden, von hier wie da und dort und umso näher man sie betrachtet, umso mehr irritiert es unsere augen, die sich im bild nicht mehr wirklich zurechtfinden. die räumlichen bedingungen des quartiers sind nicht eindeutig, und verunsichern gleichzeitig unseren blick. was sehen wir?
VON ZEICHEN spannt fäden über den blattrand hinaus und was über das hinaus geht hat
keinen anfang noch end
manches blatt wirft schwebend fragen auf
in den intervallen, den zwischenräume
gleich einem rhythmus wie eine ferne musik
passagen einer chronik
die anderswo zur vision wird
1Gilles Deleuze Cinema 2.L'image temps, S. 340 (Gilles Deleuze in Words as Doors in Language, Art & Film)
die zeit ein auf und ab - begangene wege
von hier nach da – dazwischen - antworten?
zu viel von allem
- wo soll ich anhalten
unerwartetes - und das was danach kommt
verschwindet im winkel des sehens
die Künstlerin (Franziska Lauber) hat sich durch den ihnen bekannten öffentlichen raum, sehend und hörend vor und zurück bewegt . ihn ins leben hinein gefangen- gezeichnet, das zwischen gedanken und räumen, wege und spuren in unserer wirklichkeit hinterlässt.
nach ihrer artist in residence hat sie an diesem ort der begegnung, eine visuelle sprache für ihre forschung der mensch-tier-beziehung und urbanen räumlichkeiten in einer neuen fährte erfasst, so dass wir ihr folgen können in unserer eigenen geschwindigkeit.
keine spur die schreit, welche FL gelegt hat, jedoch eine - welche uns die feinen nuancen des sich ständig verändernden dynamischen lebens nahebringt wie uns ebenso auf die unspektakulären dinge des gewohnten aufmerksam werden lässt. den alltag vermengt sich mit erinnerung, eigener und fremder erfahrung.
unterliegt unsere erinnerung nicht einer nachbildung, dessen was uns im gedächtnis bleibt? ein nach-bild: eine anlehnung an das künstliche in der umgebung, die anklingt und als metapher sich in der achtsamkeit fordernden transparenten neonfarbe manifestiert. synthetisch hergestellt verweist sie in ihrer eigenschaft und materialität als farbstoff einzig auf eine fläche innerhalb des bildes
das erkennen wirft falten - glättet sich
waldfeen – hingeworfenen stabmuscheln
morgens am rand des meeres - welches es hier nicht mehr gibt
organische sedimente - eine behausung - die ich mir umlegen kann
in dessen schutz ich mich zurückziehen kann
die strengen linien der zeichen im öffentlichen raum sind rückgängig ins organische übersetzt. die neonfarbe bringt die klaren linien zurück in die geformte umwelt und über höht so vielleicht die künstlichkeit in unserer hypermodernen gesellschaft. ein mögliches sinnbild für die komplexität, aber auch den zeitlichen wandel, den wir seither beschritten haben und zugleich eine rückblende an damals, wie auch eine re-integration in den heutigen kontext.
so werden blatt für blatt die zeichen - linien aus ihrem zusammenhang entnommen, stehen unabhängig da und sind der anfänglichen grundlage enthoben.
da wo wir uns tag für tag bewegen, treffen wir auf die konstruierte welt. hier im raum – der eine private zone bildet – da wo objekte, wesen, flora und fauna uns begegnen finden wir das organisch geformte. abgebildete natur - die in Ihrem inneren gerüst überwiegend aus
1Gilles Deleuze Cinema 2.L'image temps, S. 340 (Gilles Deleuze in Words as Doors in Language, Art & Film)
papiermaché, ummantelt mit porzellanweiss – wie ein echo zu den zeichen der bilder –
besteht.
da geht es um schutz und gefahr, wie wir unsere umwelt gestalten, ausschliessen, einbezie hen, sie verändern. um das was uns umgibt, "was wir menschen manipulieren". im urbanen raum – welcher sowohl privat wie auch öffentlich geworden ist. (einst beherbergte ein nebengebäude das landwirtschaftliche versuchslabor für tiere)
zu unseren füssen – die insekten, sie sind bereit, wissbegierig, still, aufmerksam und ebenso abwartend um das ruhende schlafende wesen versammelt in einem perfekt ausgemessenen kreis. «nicht-menschliche tiere - zitat Franziska Lauber - formieren niemals einen perfekten kreis. so sind die insekten manipuliert - mit dem kreis und mit ihrer eigenen form. die spannung der kreislinie scheint sie gefangen zu halten, doch auch gemeinsam stark zu machen. den innerhalb des kreises sind sie in wiederkehrenden wellengleicher anordnung von gross nach klein nach gross angeordnet und ausbalanciert. worauf warten sie?»
der hund hat seinen schlaf – im schutz des insektenkreises – vielleicht schützt er genauso die flügelwesen? über ihnen thront in seiner nacktheit ein ast – verbindet oben und unten – weist auf die tiere am boden hin. und über die aufgetragene markierung auf dem weissen ast - gleitet unser blick nach aussen in den urbanen raum – und bemerkt so bekanntes;
leitungen, schilder, linien am horizont - resonanzen - VON ZEICHEN
der immer wiederkehrende prozess des erkennens, beobachtens und hinterfragens – mit dem alltäglichen entlang den systemgrenzen, den rändern . eine aufforderung der künstlerin an uns zur auseinandersetzung in ihrer forschung mit der bestehenden menschtier- beziehung und der urbanen räumlichkeit. führt die geschichte in ein bild und zurück in dessen Inhalt oder verführt uns allein das bild?
«Was das Wort ausspricht, ist auch das Unsichtbare, das das Sehen nur als seherisches sieht, und was das Sehen sieht, ist das Unsagbare, das das Wort ausspricht.»
Gilles Deleuze1
eindrücklich, fragil, und mit zarter, manch messerscharfer linie…
archaische momente - ausserhalb der zeit - dennoch präsent
die brechung des lichts hinter den zeichen
ist zugleich entstanden - hat sich hinübergerettet
worte wählen – und wie viele
vorhersehbare unregelmässigkeit
im aussen und innen
VON ZEICHEN in den elementen der humanen kultur des quartiers
Gabriella Disler, Basel 2018
1Gilles Deleuze Cinema 2.L'image temps, S. 340
(Gilles Deleuze in Words as Doors in Language, Art & Film)
Festival
Cadavre Exquis
„CADAVRE EXQUIS – Spiel mit gefaltetem Papier, in dem es darum geht, einen Satz oder eine Zeichnung durch mehrere Personen konstruieren zu lassen, ohne dass ein Mitspieler von der jeweils vorhergehenden Mitarbeit Kenntnis erlangen kann.“
André Breton
DREI TAGE ZEICHNEN SCHREIBEN FALTEN STAUNEN LACHEN
FANTASIEREN AUFHÄNGEN DISKUTIEREN...
FREITAG 22. Juni ab 14Uhr bis Mitternacht
SAMSTAG 23. Juni ab 14Uhr bis Mitternacht
SONNTAG 24. Juni 2018 ab 14Uhr bis...
18 Uhr: Michael Fehr performt Exquisites
Kommt zahlreich, damit sich der Raum mit Papieren füllt!
Bringt euren Proviant und eure Drinks
wir schmeissen den Grill an!
Bildergalerie der entstandenen Werke
peter clemens brand
salon
salon "was ist zu sagen?"- jeweils 18-20uhr am
5. april mit sounds von: MR. MANIDY - silence
19. april mit sounds von: NEUNHUNDERT (audio-live-performance)
5. mai mit deinem sound - BRING YOUR OWN VINYL
vernissage: freitag 25. mai 2018 18uhr
und offen am samstag 26.mai und sonntag 27.mai
von 14-16uhr
Im gepard14 organisiere ich einen Salon unter dem Titel „Was ist zu sagen?“.
An drei Abenden kann der eigene Blick auf die Welt eingebracht werden.
Ich lege dazu meine Sammlung von Blättern aus, welche Bilder, Texte und weiteres zeigen, die mich inspirieren.
In einem öffentlichen Gespräch soll mit einem „offenen Blick für die Welt“ diskutiert werden:
... was inspiriert? Was hängt wie zusammen? Was sind die Geschichten dahinter?
Alle sind eingeladen mitzudiskutieren. DJ’s spielen im Anschluss ihre Sounds. Und mit „Bring Your Own Vinyl“ kannst du persönliche „Lieblingsmusik“ mitbringen, welche am Anlass abgespielt wird.
Eindrücke aus dem Salon greife ich in Zeichnungen auf und führe sie inhaltlich weiter. So bildet sich eine Werkgruppe, die den Salon spiegelt und auf zeichnerische Weise dokumentiert.
pcb
Einladung als PDF
Peter Clemens Brand: was ist zu sagen? gepard14 25.-27. 5.2018
Untermalt von Songs ab einem Plattenspieler diskutiert ein Kreis Kunstaffiner ausgesuchte Blätter mit Zeitungsausschnitten und Fotos aus dem persönlichen Archiv des Künstlers Peter Clemens Brand, so das Szenario. Drei Abende öffnet der Künstler während seines Gastaufenthaltes im gepard14 die Türen und lädt zum Austausch ein. An der Wand hat er über einer stilisierten Weltkugel die Frage «was ist zu sagen?» aufgemalt. Was unbeabsichtigt etwas nach einem Grassschen Diktum tönt, könnte je nach Thema auch kippen. Deshalb schuf der Künstler bei aller Offenheit eine Ausgangslage mit klaren Leitplanken: Die Einladung zeigt eine handschriftliche Definition des Begriffs «Salon», skizziert so das Format der drei Treffen im Vorfeld der Ausstellung. Diese etwas altertümliche Form des gesellschaftlichen Austausches ergibt einen besonderen Rahmen. Die für den Künstler hergestellten Präsentationstische mit Glasfläche rahmen mit ihren umlaufenden Leisten das Archivmaterial physisch. Ein rotziges DJ Pult mit Farbspuren und vier Zeichnungen von Architekturdetails, mit neonfarbenem Filzstift gezeichnet, hinter Glas an der Wand lehnend, dienen dazu, sich den Raum anzueignen und Akzente zu setzen. Der Raum hinterlässt einen kühlen, fast loft-artigen Eindruck, im Gegensatz zu Brands Ateliers in seinem Apartment respektive seinem Haus, die mit Holz, Balkon und grosser Fensterfläche deutlich wohnlicher wirken.
Was ist aber nun der Versuch, das Experiment? Die Bildsprache des stillen und konsequenten Arbeiters Peter Clemens Brand ist gleichgeblieben. Die «präzise Skizzenhaftigkeit», um es als Paradoxon zu formulieren, zeichnet auch die Blätter im gepard14 aus – neu ist, dass der Künstler seinen Produktionsprozess teilweise öffentlich macht. Für den sensiblen Künstler ein Wagnis. Zum ersten Termin mit einer durchmischten Auswahl aus seinem Archiv, vor allem Fotos verschiedenen Ursprungs, zum zweiten mit Collagen und Skizzen und zum dritten mit Notizen und Durchmischtem, wie Geschenkpapier, das quasi als Beifang ins Archiv gelangte. Entsteht durch Konversation Inspiration? So könnte die Leitfrage der von Peter Clemens Brand geschaffenen Versuchsanordnungen lauten.
Am ersten Abend war die Gruppe klein und bestand weitgehend aus Kunstschaffenden, die auf das Spiel eingingen und freudig assoziierten. Brand setzte danach jedoch keine Geschichten direkt um, sondern nutzte einige der zuvor ausgewählten Vorlagen, um danach Zeichnungen anzufertigen. Die Umsetzung kontinuierlicher Narration widerspricht eher Brands Blättern, die einen zeichenhaften Charakter haben. Am zweiten Abend offenbarten sich die Collagen als relativ uninteressant, da mit der Kombination schon zu klar definiert. Was dort die Anwesenden bewegte, war die Auswahl und der Hintergrund eines bestimmten Motives, einer «Kampfgruppe», die Fragen nach deren Nutzung als Vorlage aufwarfen. Weit interessanter jedoch waren die Skizzen, wo es durch die Anwesenheit einiger Zeichnenden aus verschiedenen Professionen zu einer Diskussion über das Medium an sich kam. Aus dieser grundlegenden Diskussion griff Peter Clemens Brand Begriffe abstrakter, ja konzeptueller Natur auf, wie die «Kombination», zusätzlich zur weiteren Arbeit mit gewissen Vorlagen. Beim dritten Treffen hatte Peter Clemens Brand die Plattencover, die er als Vorlagen auflegen wollte, verworfen zugunsten von Textbausteinen, Notizen und gewisser Blätter mit Geschenk- und Verpackungspapieren, die ihn als Oberfläche faszinieren. Dazu liefen die mitgebrachten Vinylscheiben der Gäste als musikalischer Rahmen an einem Samstagabend. Die Stimmung war gelöst. Der gesellschaftliche Austausch stand im Zentrum. Jedoch verloren so die Archivmaterialien den Kampf um Aufmerksamkeit weitgehend. Brand nutzte in der Folge wiederum nicht spezifische Motive eines Covers, sondern erneut Sprachmaterial. Vor allem Songtitel, die in ihrer Prägnanz, wie sie einen Musiktitel benennen und zugleich dessen Gehalt andeuten, dem Umgang mit Begriffen in der Arbeit von Brand ähnlich sind, flossen in die Zeichnungen ein. Peter Clemens Brand bewertet das Experiment als eine gelungene Reflexion über die eigene Arbeitsweise. Die Prozesse, die im Zentrum gestanden hätten, hätten im Salon als solcher mit Gesprächen und Sounds von Mr. Manidy und Neunhundert funktioniert. Generell hat sich gezeigt: Da Brand mit einem festen persönlichen Bildreservoir arbeitete, das er vorausgewählt und mitgebracht hat, fand der Salon in diesem Bereich wenig Niederschlag. Hingegen ist auf der Ebene der Sprache in den Zeichnungen, wo der Künstler weniger festgelegt ist, deutlich eine Resonanz zu beobachten.
Als Fazit von Brands Versuchsanordnung dient materiell die Zeichnungsauswahl, die nun in der Ausstellung zu sehen ist. Mit den rund 50 gezeigten Zeichnungen versammelt er alle Blätter, die im gepard14 entstanden sind und die er als gelungen erachtet. Teilnehmende der Treffen können zwar vielleicht einzelne Motive wiedererkennen und Thematiken der Treffen nachzuspüren. Doch Brand will bewusst eine neue Ausstellungssituation schaffen, die nicht die Entstehung nochmals thematisiert. Vielmehr bergen die zwei Tische und der Rest der Blätter, die am Boden ausgelegt sind, eine weitere Fragestellung. Was könnte eine endgültige Ordnung sein? Die Anzahl ist zu gross für eine klassische Ausstellung und die Anordnung erscheint zufällig. Brand bindet nun die Besuchenden quasi zum Abschluss seines Aufenthaltes im gepard14 in den Auswahlprozess im Anschluss an die Produktion ein. Peter Clemens Brand kehrt so den Prozess um, indem den Zuschauer nun auffordert, für sich persönlich eine Auswahl zu treffen und sich der eigenen Kriterien gewahr zu werden.
Adrian Dürrwang
Emilie Lopes Garcia
Sans Scrupules
Vernissage:
Freitag 16. März 2018 18Uhr
Performance der Künstlerin ca. 18.30Uhr
Öffnungszeiten:
Samstag 17. & Sonntag 18.März
15-18Uhr
Die Künstlerin ist anwesend
Einladungskarte PDF
Emilie Lopes Garcia experimentiert, durchmischt und extrahiert die Essenz.
Nebengeräusche, Zwischenformen und flüchtige Gesten sind Inspiration um ihren Ideen Ausdruck zu geben. Sie spielt mit dem Empfinden von Grenzen und Kontrasten; dem schweren und der Leichtigkeit, verschwommenen Erinnerungen und Fragmenten von Gesten.
Diese im Raum inszenierten Formen werden vom Betrachter subjektiv interpretiert und neu empfunden. Das Triviale erhält so seinen Platz in einer möglichen Wirklichkeit.
Emilie Lopes Garcia hat einen Bachelorabschluss in Bildender Kunst der ECAV und einen Master in Kultureller Mediation der HKB
Sie arbeitet im Atelier Tramway, bei Fribourg.
Emilie Lopes Garcia – Sans Scrupules*
«Ohne Skrupel» öffnet ein weites Feld für spontane Assoziationen, von denen kaum eine den Kern des Interesses der Künstlerin in ihrer Arbeit treffen dürfte. Die Künstlerin hat, wie sie selber sagt, den hintersinnigen Titel mit einem gewissen Witz gewählt. Denn sie interessiert sich für den Ursprung des Ausdrucks, ganz anschaulich. Man stelle sich folgende Situation vor, wie sie jeder römische Legionär beim Marsch gekannt und gefürchtet haben dürfte: Wenn ein «scrupulus», ein spitzer Stein, beim Gewaltmarsch in die Sandalen geriet, ihn behinderte und so einen nachhaltigen «Eindruck» hinterliess.
Emilie Lopes Garcias Arbeiten umkreisen oft das gegensätzliche Begriffspaar: «Légèreté», Leichtigkeit und «Pesanteur», Schwere. Beim Aufenthalt im «gepard14» fokussiert sie sich auf die «Pesanteur» im Gegensatz zur «Légèreté», die sie jüngst in der Ausstellung «CLOUD Dancer» im Espace culturel du GYB in Payerne durchspielte. Dort zeigte sie eine komplexe Installation mit verschiedenen Projektionen und Sound, die drehende menschliche Körper aus ungewöhnlichen Perspektiven zeigte. Der Körper wurde fragmentiert und es gab keine klare Fokalisierung. Der Gesamteindruck des Körpers wurde aufgelöst. Zudem erzeugte dieses ständige, repetitive Drehen im abgedunkelten Raum mit einem leisen konstanten Grundton eine meditative, fast traumhafte Stimmung.
Aktuell gebraucht die Künstlerin den menschlichen Körper in seiner gewichtigen Präsenz, konkret den «Fuss». In der Zeit im «gepard14», welche den Charakter eines Atelieraufenthaltes hatte, arbeitete sie vielfältig; von Zeichnungen, über Fotografien, grossformatige Stichwortsammlungen bis hin zu Gussexperimenten. Die Gusstechniken waren eine ganz praktische Aneignung neuen Wissens, begleitet von der parallelen Lektüre passender Theorie. Einige Ausschnitte des Aufenthalts sind als Teil des Prozesses im Vorraum dokumentiert. Der Hauptraum wurde vom Experimentierfeld zum Ausstellungsraum, der sich entgegen der Arbeitszeit der Künstlerin entleert und gezielt aufgeladen präsentiert.
Das Prinzip der Spiegelung und Doppelung prägt den Eindruck. Die Künstlerin setzt auf den einfachen aber wirksamen Eingriff, die Mitte des Raumes an der Decke, am Boden, wie auch die beiden Träger umlaufend zu markieren. Dies teilt den Raum gleichmässig. Zugleich wird durch die Linie eine vertikale Ebene markiert und eine formale Verbindung zum Kreis in der Horizontalen aus abgeformten Plastiken von Füssen geschaffen. Die Plastiken in Schnellzement wachsen, mit den Fusssohlen nach oben, gleichsam aus dem dunklen Boden heraus. Diese Ausgangslage bietet die Bühne für die Performance der Künstlerin. Sie balanciert an der Vernissage auf den Zementfüssen. Belgeitet wird die vermeintlich klar strukturierte Ausgangslage von gezielten «Verschiebungen». So ist einerseits der Kreis der Plastiken schon an sich leicht versetzt im Verhältnis zur markierten Mittelinie. Anderseits nimmt Emilie Lopes Garcia ihre Performance mit einer Webcam auf, die mit einem Beamer verbunden ist, welcher sein Bild in eine Ecke des Raumes projiziert. Der Raum wird durch den fortgesetzten Verdoppelungs-Effekt ins Unendliche vervielfacht und bekommt eine neue Perspektive. Dieser temporäre Eingriff, der nicht zum Aufzeichnen dient, bildet gleichsam eine Brücke zwischen den Thematiken Spiegelung und Loop.
«Sans Scrupules» bleibt als Reflexion über die «Pesanteur» ambivalent. Wie vom Steinchen, das aus dem Schuh entfernt, nur einen Abdruck hinterlassen hat, bleiben vom «Auftritt» der Künstlerin auf der fragilen Unterlage nur Spuren. Gewisse Plastiken werden unter ihrem Gewicht zerbrechen. Analog wie bei «Ab- und Eindrücken» können wir nicht unmittelbar auf die Schwere schliessen, welche eingewirkt haben muss. Dasselbe Gewicht, welches durch die Negativform die Positive aus Schnellzement erst erschaffen hat, zerstört sie potentiell nun wieder. Im Gegensatz zu «CLOUD Dancer», wo die flüchtige «Légèreté» quasi während der ganzen Zeit durch die Projektionen generiert wurde, bleibt die vermeintlich solidere «Pesanteur» nur indirekt erkennbar. Die Brüche, die zutage treten, verweisen darauf, worum die Arbeit der Künstlerin immer wieder kreist: Sie schafft Situationen und Objekte, die sich bewusst an einem gewissen Punkt entziehen – die physisch wie auch psychisch nachklingen.
*«Scrupule est emprunté de scrupulus, un diminutif de scrupus, désignant une pierre pointue. Le scrupulus était donc une petite pierre qui, glissée dans une sandale par exemple, gênait la marche et empêchait d’aller librement. En passant du concret à l’abstrait, scrupulus en est venu à désigner un sentiment d’inquiétude, un embarras voire un remords qui interdit toute quiétude. Ce sens se trouve, par exemple, dans le Pro Amerino de Cicéron : « ex animo scrupulum evellere », « arracher de l’esprit un souci » ou, pour garder une expression figurée, « tirer une épine du pied ». Siehe dazu: http://www.academie-francaise.fr/scrupule-calcul-et-gravelle Stand: 2.3.2017; Abgerufen am 10.3.2018
Adrian Dürrwang
Manuela Imperatori
Traum·Dialoge·Landschaften
Vernissage:
Freitag 26. Januar 2018
Performance pünktlich um 19Uhr
Türöffnung um 18.45Uhr
Öffnungszeiten:
Samstag 27. & Sonntag 28.Januar
15-17Uhr
Die Künstlerin ist anwesend
Manuela Imperatori (*1974) lebt und arbeitet in Bern. Ausgangslage für ihre Performances, Videoarbeiten und Zeichnungen sind einerseits der Körper im Bezug zu seiner räumlichen Umgebung und andererseits Sprache, Schrift und Stimme. Die Arbeiten entstehen oft direkt aus dem räumlichen Kontext und beziehen die Betrachter in das Geschehen mit ein. Manuela Imperatori studierte Tanz in London und Kunst an der Hochschule der Künste in Bern.
Ein paar Zeilen
Blick auf: Traum·Dialoge·Landschaften
Schreibst du was? Nur ein paar Zeilen. Dein ganz persönlicher Blick auf die Arbeit der Künstlerin Manuela Imperatori. Ich sage zu. Drei Tage später laufe ich durch einen Regennachmittag zum Kunstraum gepard 14, Liebefeld/ Köniz, um mit Manuela Imperatori zu sprechen und einen Teil ihres Schaffens zu erleben. Ich betrete den mit weissem Papier ausgelegten Raum. Weisser Boden, weisse Wände, weisse Heizkörper. Dunkle Schatten unter den Augen der Künstlerin. Später wird der Boden mit schwarzem Papier bedeckt sein, sagt sie. Ich setze mich auf einen Stuhl und tauche ein in die Welt der Künstlerin, die jetzt mit ihrer Stimme, ihrem Körper, drei alten Kassettenrecordern und Papier zu arbeiten beginnt.
1
Sie formt Berge aus Papier.
Schiebt Landschaft aus der Fläche in die Höhe.
Es kracht im weissen Raum, als breche die Erde auf.
Sie drückt, sie presst, sie knetet, sie rollt, sie lässt die Felsen wachsen.
Ein Geräusch, als kratzt sich ein Berg den juckenden Rücken.
2
Haben Sie sich schon einmal Gedanken über die Schlafdauer einer kleinen Taschenmaus gemacht? *
Manuela Imperatori liest mit ruhiger Stimme vor. Ich sehe Taschenmäuse.
Kleine schlafende Taschenmäuse.
Kleine Taschenmäuse die in Taschen schlafen.
Hände, die in Taschen nach kleinen schlafenden Taschenmäusen greifen.
Kleine Taschenmäuse, die im Schlaf von Händen gestreichelt, von weichen Taschen träumen und schreiend erwachen, weil die Igelkatze* hungrig ihre spitzen Zähne in sie schlägt.
3
Atmen*
Die Künstlerin kniet auf Papier, den Kassettenrecorder im Arm. Sie drückt eine Taste. Fast berührt ihr Mund das sperrige Ding.
Sie atmet ein
Sie atmet aus
Sie atmet ein
Sie atmet aus
Sie atmet in den Kassettenrecorder
Sie haucht ihm Leben ein
Sie atmet aus
Sie atmet ein
Er speichert jeden Atemzug
4
Herr Buscetti war barfuss*
Ich spüre spitze Steinchen.
5
Grosse Expedition*
F: Die Frau geht unter!
I: Pst!
F: Die Frau geht unters Papier! Hast du gesehen? Sie hat eine schwarze Kiste
dabei!
I: Das ist ein alter Kassettenrecorder.
F: Was?! Guck mal! Die schwimmt unter dem Papier von der einen Seite des
Raumes zur anderen!
Sie taucht auf!
Zum Glück!
I: Pst!
F: Guck mal! Dieser alte – was ist das?
I: Hab’s dir doch erklärt.
F Sie hat ihn noch!
I: Pst!
F: Er ist gar nicht nass geworden!
* Zitate/ Titel der Künstlerin Manuela Imperatori
Ruth Gundacker, Januar 2018